Neues Heft
Wir können uns das Leben nicht mehr leisten! Die Katastrophenbespaßung und die Sensationsbewirtschaftung der Medien laufen auf vollen Touren. Die Berichterstattung der „Qualitätsmedien“ und auch der „Revolverblätter“ liegt fast schon auf dem gleichen Level. Nachdem bei fast allen Internetartikeln schon dabei steht, dass man sich den Müll auch anhören kann, ist die Schreib- und Stilschwäche der Kollegen von der schreibenden Zunft unübersehbar. Vermutlich schreibt die Artikel der Affe aus der „Trigema“-Werbung, da kriegt er wahrscheinlich noch eine zweite Banane am Tag. Hauptsache billig! Wie ich der aufkeimenden Götterdämmerung in einer Bilder-Klick-Information im Netz entnehmen durfte (es ging um alle jene Dinge, die wir in Bälde nicht mehr haben werden), werden auch die Sprachen abgeschafft. Damit alle mit allen kommunizieren können soll es weltweit nur mehr Englisch geben. Wow! Das haut mich jetzt um. Das heißt, die nächste Katastrophe ist dann die Arbeitslosigkeit der Englisch-Lehrer. Einige der Hochbegabten aus den Brennpunktschulen haben in einer Befragung (in eher holprigem Deutsch) stolz verkündet, dass sie ihre Kontakte ohnehin schon in Englisch abfeiern – wegen der „international community“. November-Blues Der Kalender weist im Jahr auf zwei Wonnemonate hin. Der eine wird genossen. Er steht für das Erwachen der Natur, für Farbenvielfalt, angenehme Temperaturen, erregende Düfte, welche Pflanzen produzieren, allgemein steigen die Säfte bei Mensch und Tier. Es ist der Mai, der gekommen ist, dichtete schon 1841 Emanuel Geibel in einem Gedicht, und auch, dass nun die Bäume ausschlagen. Deswegen muss man bei Waldspaziergängen vorsichtig sein, auch wenn man seinen Lieblingsbaum umarmen möchte. Das soll er zwar mögen, wird behauptet, aber wenn er wirklich ausschlägt, geht es voll an die Substanz. Der andere Monat wird zwar als Wonnemonat vehement bestritten, tief im Herzen muss man ihm aber zugestehen, dass er ebenfalls etwas besonders ist. Der November hat viel zu bieten, auch wenn sich der Verstand dagegen sträubt. Dichter Nebel sorgt für ein gewisses Unbehagen, ist aber genauso besonders wie Nieselregen. Man muss nicht so sehr schwitzen, ist eine Waffe der Natur gegen den Klimawandel. Dann die verschiedenen Feiertage, die vor allem kirchlich motiviert sind. Der November beginnt mit gruseligen Monstern, mit Eiern und Ketchup bewaffnet, wenn sie an Haustüren nicht die erhoffte Beute machen können. Es folgen Feiertage wie Allerheiligen und Allerseelen, Buß- und Bettag, Totensonntag und Volkstrauertag, bis sich das Kirchenjahr dem Ende zuneigt und der 1. Advent das neue einläutet. „Schlampige“ Arbeitsverhältnisse Wann von Arbeit’n g’redt wird, da kriag’n ma’ an Grant …, so formulierte der Wienerlieder-Texter, Wilhelm Wiesberg, den Refrain des Liedes „Die Hausherrnsöhnln“. Das war bereits so um 1880. Das Verhältnis der jüngeren Generationen zur täglichen Arbeit dürfte wohl schon damals ein „schwankendes“ gewesen sein. Freilich, die Hausherrenbuben haben es mit der körperlichen Arbeit wohl nicht so nötig gehabt. Heute gerieren sich viele Junge so, als ob sie alle „Hausherrnsöhnln“ wären. Es gibt ja kaum mehr sooo arme Menschen, die unbedingt und täglich arbeiten gehen müssen. Man kriegt ja so allerhand, wenn man auf Jobsuche ist. Da meine ich nicht die Jobangebote vom AMS sondern die finanziellen Zuwendungen vom, ach so anonymen, Staat. Der Staat bin ich, formulierte noch der Sonnenkönig in Versailles. Das waren noch Zeiten! Heute sind wir der „Staat“ mit unseren Steuergeldern. Wenns also für Party, Kiffen, Alk, Chips und Cola nicht mehr reicht, dann muss man vielleicht irgendwo Geld organisieren. In der Pandemie war das ja noch recht einfach, da ist man in einen Home-Office-Job ge­gangen, d. h. man ist gleich im Pyjama geblieben, hat das Handy neben den, im Halbschlaf eingeschalteten, Laptop gelegt und hat dann auf der Couch Netflix gesurft. Schwerkraft Was mir im Leben unter anderem manchmal so Probleme macht, ist die Schwerkraft. Sie wirkt sich besonders schmerz­lich aus, wenn der fallende Gegenstand auch noch zerbricht! Wenn etwas fällt, dann ist es kaum aufzuhalten. Sei es nun ein Bröserl vom Kuchen, eine Gabel, die unter den Tisch fällt, oder… ein großer Kasten! Na, der schon gar nicht! Lange vor Newton hat sich schon Leonardo da Vinci, das Universalgenie im 15. Jahrhundert, damit beschäftigt! Doch ist es ihm nicht wirklich gelungen, seine Erkenntnisse nach heutigen wissenschaftlichen Kriterien zu begründen, da damals die dementsprechenden Geräte fehlten, die Fallgeschwindigkeit der einzelnen Gegenstände zu messen. Wie schon manches Genie, blieb er daher in dieser Causa bisher unerwähnt. Wir Frauen haben uns still und heimlich ebenfalls mit diesem Problem beschäftigt und ein spitzengesäumtes, variables Instrument erfunden, um der Gravitation ein wenig entgegen zu wirken. Das Wirtshaus ein aussterbender Ort der Begegnung Die vor kurzem offiziell beendete Pandemie hat diesen Prozess wohl nur be­schleunigt. Die Anzahl der sogenannten Wirtshäuser ist in den letzten Jahren ja Jahrzehnten doch sehr deutlich geschrumpft. In den letzten Jahren beschleunigte sich dieser Vorgang allerdings auf beängstigende Art und Weise. Ähnlich wie das Schrumpfen der Gletscher nahm diese Entwicklung rasant an Fahrt auf. Wie die Butter in der Sonne. Wenn man den sogenannten Wirtschaftsforschern Glauben schenken darf, dann wird noch so manche einst liebgewonnene Kneipe für immer die Rollbalken runterlassen. Die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verheißen diesbezüglich nur wenig Gutes. Da braucht es nicht den Wirtschaftsfachmann, um diese nunmehr betrübliche Ent­wick­lung zu prognostizieren. Zusätzlich kommen noch gar viele behördliche Auflagen und Hindernisse, die den einst so zahlreich vorzufindenden Stätten der Begegnung den Garaus machten. Es könnte doch glatt der Eindruck entstehen, man würde seitens der Behörden gezielt daran werken, diese einst sehr beliebten Treffpunkte für immer zu schließen, bzw. diese zur Kapitulation zu zwingen. Traktat über „sic transit gloria mundi“ oder: Fünf Minuten Ruhm! Freunde, die Zeit eilt, wir eilen mit. Aber so schnell wie heute, ist die Zeit noch nie vergangen. Jede Sekunde eine neue Sensation, ein neuer Star, ein neuer Life-Hack, eine neue Katastrophe. Unsere (a)sozialen Netzwerke überbieten sich geradezu mit Wichtigkeiten und Zelebritäten. Manche Sensation ist Sekunden nach der Publikation schon vergessen. Berühmtheit ist heute sehr relativiert …. Daher auch der lateinische Titel vom schnell vergänglichen Ruhm. Eine wahre, seherische Übung (noch ganz ohne Internet-Schwachsinn) gelang Eugen Roth schon im Jahre 1939 mit dem folgenden Gedicht: Berühmt zu werden liegt an dem: / Du mußt begründen ein System! / Such was Verrücktes und erkläre, / Daß alles Heil im Kuhmist wäre, / Dem, auf die Wunde warm gestrichen, / Noch jede Krankheit sei gewichen / Und den, nachweislich, die Azteken / Geführt in ihren Apotheken …/ Hält man dich auch für einen Narren, / Du mußt nur eisern drauf beharren, / Dann fangen immer einige an, / Zu glauben, es sei doch was dran, / Und du gewinnst dir viele Jünger, / Die deine Losung: „Kraft durch Dünger!“ / Streng wissenschaftlich unterbauen / Und weiterkünden, voll Vertrauen. Die Aktualität ist beängstigend! Dazu kommt nun auch der „Star-Kult“. Wenn man die Online-Postillen frequentiert, so klingeln die Schlagzeilen von Serien-Stars, ORF-Stars, Superstars, Sportstars, Schlagerstars, Opern-Stars, Filmstars, kurzum, jeder, der aufrecht gehen kann und seinen Namen schreiben (statt tanzen) hat automatisch das Zeug zum Star. Wien tanzt! Andere mögen Kriege führen … Wien tanzt! Wir können es uns leisten, uns, trotz aller Wirren der Weltgeschichte, im Walzertakt zu drehen! Wir, das kleine Land im Herzen Europas. Und das gewiss seit dem Wiener Kongress im Jahre 1815, als man unter dem damals federführenden Wiener Au­ßenminister Clemens Wenzel, Fürst Metternich, die denkwürdige Niederlage Napoleons feierte. Das Gleichgewicht der fünf Großmächte wurde am Wiener Kongress bis auf weiteres wiederhergestellt. Frankreich verlor nun seine annektierten Gebiete. Preußen, Großbritannien, Russland und Österreich gewannen Gebiete hinzu, so auch Schweden, die Vereinigten Niederlande, Sardinien und Piemont. Das alte Spiel der Diplomatie, neue Grenzziehungen gab es, die irgendwann wieder einmal korrigiert, verschoben oder ausgehandelt wurden. Menschengruppen, Mehrheiten und Minderheiten wurden verändert, ohne die Menschen zu fragen natürlich, und über all dem erklang Walzermusik. Und sie hat sich bis heute hartnäckig gehalten. Alles gehört allen? Das Recht des Menschen ist’s auf dieser Erden, da er nur kurz lebt, glücklich zu sein, teilhaftig aller Lust der Welt zu werden, zum Essen Brot zu kriegen und nicht einen Stein. Ja, ja, der alte Brecht, die kulturelle Ikone der Linken, ganz nach dem Motto: „Alles gehört allen!“ Ja, wenn alles allen gehört, dann selbstverständlich auch mir! Klar, aber was mir gehört, geht die anderen doch nichts an. Das hat Brecht vielleicht nicht so ganz gemeint, aber der norwegische Parteiführer (!) der Linkspartei, Björnar Moxnes, hat es offenbar so verstanden. Mitte Juni hat der gute Mann, offenbar im Selbstverständnis der Eigentumsrechtlichkeit aller an Allem, in einem Flughafengeschäft eine modische Sonnenbrille gestohlen, pardon, als sein Eigentum an sich genommen. Nun hat er Ende Juli seinen Rücktritt bekanntgegeben (nicht ganz freiwillig). Die allwissende Tages-Postille „Heute“ berichtete am 24. Juli unter der Schlagzeile „Parteichef stiehlt Sonnenbrille und muss zurücktreten“: „Während er (Björnar Moxnes) weiter durch den Laden flanierte, ließ er die Brille im Wert von rund 100 Franken unauffällig in seiner linken Jackentasche verschwinden. Was er nicht ahnte: Eine Überwachungskamera hatte den Diebstahl erfasst, Björnar Moxnes wurde nun vor dem Geschäft von einem Ladendetektiv gestoppt. Säugling im Stall gefunden ... Polizei und Jugendamt ermitteln – Zimmermann aus Nazareth und minderjährige Mutter vorläufig festgenommen. BETHLEHEM, JUDÄA, dpa - In den frühen Morgenstunden wurden die Behörden von einem besorgten Bürger alarmiert. Er hatte eine junge Familie entdeckt, die in einem Stall haust. Bei Ankunft fanden die Beamten des Sozialdienstes, die durch Polizeibeamte unterstützt wurden, einen Säugling, der von seiner erst 14-jährigen Mutter, einer gewissen Maria H. aus Nazareth, in Stoffstreifen gewickelt in eine Futterkrippe gelegt worden war. Bei der Festnahme von Mutter und Kind versuchte ein Mann, der später als Joseph H., ebenfalls aus Nazareth identifiziert wurde, die Sozialarbeiter abzuhalten. Joseph, unterstützt von anwesenden Hirten, sowie drei unidentifizierten Ausländern, wollte die Mitnahme des Kindes unterbinden, wurde aber von der Polizei daran gehindert. Festgenommen wurden auch die drei Ausländer, die sich als "weise Männer" eines östlichen Landes bezeichneten. Sowohl das Innenministerium als auch der Zoll sind auf der Suche nach Hinweisen über die Herkunft dieser drei Männer, die sich anscheinend illegal im Land aufhalten. Ein Sprecher der Polizei teilte mit, dass sie keinerlei Identifikation bei sich trugen, aber in Besitz von Gold, sowie von einigen möglicherweise verbotenen Substanzen waren. Sie widersetzten sich der Festnahme und behaupteten, Gott habe ihnen angetragen, sofort nach Hause zu gehen und jeden Kontakt mit offiziellen Stellen zu vermeiden. Was NICHT ins Tagebuch kam! Die Geschichte vom Kalvarienberg-Markt Können Sie sich noch an die 50er erinnern? Nein, Sie sind zu jung? Dann erzähl ich ein bisschen aus meiner Kindheit. In Währing war meine Kinderwelt in Ordnung. Der Johann-Nepomuk-Vogl-Markt war voll mit Standln und festen Buden, die Lebensmittel verpackte man in Stanitzel aus Zeitungspapier. In der Kalvarienberggasse gab es das Spielzeuggeschäft „Stift“, das war mein Kinderparadies. In der Kreuzgasse sorgte die Fleischerin Boselt für meine ersten kulinarische Genüsse. Sie schenkte mir immer ein Radl Extrawurst und Mama gönnte sich den besten handgeschnittenen Beinschinken Wiens mit einem dicken Fettrandl. Kundenbindung wurde auch damals schon früh begonnen. Beim Greißler Jakobatl wurden noch die Eier durchleuchtet, der Bohnenkaffee rutschte aus goldglänzenden Behältern, im Lindekaffee war Spielzeug drinnen und große Bestellungen lieferte er uns ins Haus. Der Ostermarkt um die Kalvarienbergkirche war ganz besonders. Mein Bruder und ich durften uns immer ein Spielzeug aussuchen. Er suchte sich entweder so einen Indianerkopfschmuck, Stoppelrevolver oder Kirtagfeitl aus und ich entweder ein rosa Kranzerl, einen „Bamkraxler“, türkischen Honig oder eine Kinderuhr. Aber diese goldene Uhr mit rotem Uhrband hatte einen Fehler. Die Zeiger standen immer an der gleichen Stelle. Die nächste Ausgabe erscheint im APRIL 2024
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Erscheinungstermin: 31. OKTOBER 2023
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